Therapie: Das erwartet Sie
Liegt man bei einer Psychotherapie immer auf der Couch? Was passiert bei einer Verhaltenstherapie? Und wie kann Herumklecksen mit Farbe helfen, seelische Probleme zu lösen? Lesen Sie hier, wie die verschiedenen Therapieformen funktionieren und was Sie konkret erwartet. Das hilft Ihnen zu entscheiden, welche die Richtige für Sie ist.
Psychoanalyse: Ab auf die Couch!
Mit der Psychoanalyse entwickelte Sigmund Freund Ende des 19. Jahrhunderts die erste Therapie für alle Arten seelischer Erkrankungen. Und sie funktioniert bis heute! Ziel ist, tief in die Seele abzutauchen, Verschüttetes auszubuddeln – vor allem aus der Kindheit. Aus der Position des Erwachsenen lassen sich die Erfahrungen neu bewerten. Der Analytiker greift kaum ein, hört vor allem zu. Er bleibt während der Sitzung außer Sicht – am Kopfende der Liege.
Ödipuskomplex, Über-Ich, Penisneid: Wie bitte?
Freud hat für die Psychoanalyse viele spannende Konzepte entwickelt: etwa, dass Trieb (genannt Es) und innere moralische Instanz (Über-Ich) unentwegt miteinander ringen. Idealerweise hat die erwachsene Stimme, das Ich, das Sagen. Das gilt es in der Therapie zu stärken. Scheint noch immer einleuchtend. Angezweifelt wird heute die starke sexuelle Prägung, die Freud proklamierte: Ödipuskomplex oder Penisneid sind Vorstellungen, die aus inzwischen eher putzig anmuten.
Tiefenpsychologie: Die Erben
Inzwischen haben sich aus der sehr zeitaufwendigen Psychoanalyse kompaktere tiefenpsychologische Verfahren weiterentwickelt. Sie setzen noch immer den Fokus darauf, vergangene Erlebnisse zu bearbeiten, um psychische Probleme zu bewältigen. Der Therapeut ist hier wesentlich aktiver, der Heilungsprozess schreitet schneller voran. Das hilft unter anderem bei Depressionen, Angst- und Essstörungen oder sexuellen Problemen. Auf die Couch legt sich dabei niemand mehr.
Verhaltenstherapie: Ärmel hochkrempeln!
Ganz anderes packt eine Verhaltenstherapie seelische Probleme an: Sie ist eher praktisch orientiert. Es geht darum, Verhaltes- und Denkmuster, die man in bestimmten Situationen entwickelt hat, aufzudecken, zu hinterfragen und gegebenenfalls durch günstigere Strategien zu ersetzen. Dabei ist die Selbstwahrnehmung gefragt und die Bereitschaft, neue Verhaltensweisen einzuüben. Funktioniert unter anderem bei Depressionen, Ängsten aber auch Suchterkrankungen.
Systemische Therapie: Alles hängt zusammen
Alles hängt zusammen – das ist der Kern der Systemischen Therapie. Ursprünglich stammt der Ansatz aus der Familientherapie, wo das auffällige Kind oft nur auf problematische familiäre Strukturen reagiert. Das Aufdecken systemischer Verstrickungen funktioniert aber auch bei Paaren oder in ganzen Unternehmen. Mit dieser Betrachtungsweise gewinnt man verblüffende Erkenntnisse und erhält erstaunlich wirksame Hebel für Veränderungen.
Konfrontationstherapie: Keine Angst vor der Angst!
Angst vor Spinnen, Menschen oder Flugangst - Angststörungen kann man mit einem radikalen Mittel zu Leibe rücken: der Konfrontations- oder Expositionstherapie. Dabei steigert man den Angstreiz schrittweise. Etwa erst Videos von Spinnen schauen, dann echte Exemplare aus sicherer Entfernung beäugen, bis man die Achtbeiner schließlich auf die Hand nehmen kann. Die Erfahrung, dass die Angst irgendwann nachlässt, wird verinnerlicht und lässt sie immer weiter schrumpfen.
Musiktherapie: Die Macht der Klänge
Musik hat die Macht, unsere Emotionen direkt zu beeinflussen. Die Musiktherapie nutzt diese Eigenschaft, um seelische Blockaden zu lösen, aber auch körperliche Krankheitsverläufe positiv zu beeinflussen. Sie wird meist unterstützend zu anderen Therapien eingesetzt. Dabei gibt es ganz verschiedene Ansätze: passive, bei denen einem Musik vorgespielt wird, oder aktive, bei denen der Patient selbst musiziert oder singt.
Kunsttherapie: Lass es raus!
Den Pinsel schwingen oder mit Hammer und Meißel einen Stein behauen: Mit künstlerischem Gestalten kann man oft besser ausdrücken, wie es in einem aussieht, als das mit Worten möglich wäre. Auch verkapselter Wut, Hass oder Angst kann man so Luft verschaffen. Eine anschließende gemeinsame Analyse der Bilder eröffnet oft erstaunliche Erkenntnisse. Kunsttherapie wird meist begleitend zu anderen Therapien eingesetzt – beispielsweise in einer stationären Therapie.
Gestalttherapie: Entdecken und lernen
Die Gestalttherapie hat mit dem künstlerischen Gestalten in der Kunsttherapie nichts zu tun. Das Gestalten bezieht sich hier auf das eigene Wesen. Die Therapieform enthält viele Elemente aus der Psychotherapie, sieht den Klienten aber als selbstbestimmtes Wesen, das die Fähigkeit hat, sich weiterzuentwickeln. Der Therapeut fungiert als Partner auf Augenhöhe, der den Betroffenen dabei unterstützt, Ressourcen zu aktivieren und so seine Probleme selbstständig zu bewältigen.
Körpertherapie: Die Seele über den Körper heilen
Körper und Geist beeinflussen sich gegenseitig. Daher können über das Arbeiten am Körper auch seelische Beschwerden gebessert werden. Dazu helfen unter anderem Körperwahrnehmungsübungen, Atemübungen und Methoden zur Stressbewältigung. Spezielle Übungen sollen zudem helfen, seelische Blockaden aufzulösen.
Psychodrama: Bühne frei für die Seele!
Beim Psychodrama spielen Sie die Hauptrolle in Ihrem eigenen Stück. Dazu brauche Sie Mitspieler, deshalb ist dies eine Gruppentherapie. So lassen sich schwierige Situationen, Rollen, die einem schwerfallen, spielerisch erproben und variieren. Man kann auch in die Haut des Gegenübers schlüpfen. Die Rückmeldung der Mitspieler verhilft zu weiteren Erkenntnissen.